30 + 3 Jahre Vienna’s Queer Melange
Das Interviewgespräch hat im Corona-Sommer-2020 stattgefunden. Seit dem Jahr 2023 gibt es die Volleyballspieler*innen von Vienna´s Queer Melange bereits seit 33 Jahren. Die offizielle Vereinsgründung erfolgte im Jahr 1990.
30-jährige Jubiläumsfeier für Vienna´s Queer Melange
Erstmals erschienen im September 2020, Lambda der HOSI-Wien
Volleyball spielen auf der Schmelz
Die Sonne scheint. Der warme Sommerwind bläst über die sandige Spielfläche. Sie ist 16 Meter lang und acht Meter breit für den Volleyballsport in Wien errichtet. Dort, auf den Sandplätzen der Schmelz im 15. Bezirk, treffen sich die Frauen des lesbischen Sportvereins Vienna’s Queer Melange. Sie spielen einmal in der Woche Beachvolleyball.
Sommer 2020 ist anders
Seit dem Frühjahr 2020 ist es aus sportlicher Sicht anders als gewohnt. Die VeranstalterInnen mussten zahlreiche Sportveranstaltungen wie auch die Olympischen Spiele in Tokio oder die EuroGames in Düsseldorf absagen. Covid-19 hatte sich weltweit zu einer Pandemie ausgebreitet.
Maßnahmen wie Abstand halten zu anderen und Mund-Nasen-Schutzmasken tragen haben die staatlichen Behörden zu Beginn des Corona-Lockdowns verordnet. Die Bevölkerung muss sich vor dem gefährlichen Corona-Virus schützen.
- Die Volleyballspielerinnen beendeten in der Folge ihre Hallensaison 2020 bereits Mitte März.
- Beim Beachvolleyball mussten sie nur die ersten sechs Wochen des Corona-Lockdowns pausieren. Seit dem 15. Mai durften sie auf den Sandplätzen Wiens wieder baggern und pritschen. Der Corona-Abstand beim Beachvolleyballspiel in Zweierteams ist garantiert.
Vienna’s Queer Melange ist der älteste Sportverein der lesbisch-feministischen Community in Österreich
Seit Mai des Jahres 2019 ist Maria die Obfrau von Vienna’s Queer Melange. Es ist der älteste Sportverein der lesbisch-feministischen Community in Österreich. Der Verein umfasst rund 30 Mitglieder im Alter zwischen 20 und 60 Jahren. Für die 27-jährige Obfrau war es eine gute Möglichkeit Sport zu machen und dabei die Mitmenschen in anderen Lebensphasen kennenzulernen. Sie konnte somit mit ihnen gemeinsam etwas unternehmen.
Vor vier Jahren ist Maria zu Vienna’s Queer Melange gestoßen. Dort hat sie durch den Volleyballsport besseren Anschluss an die Lesben-Community gefunden. Danach folgte auch ihr ComingOut.
Volleyballsport in der Halle und auf den Sandplätzen
Im Vergleich zu anderen Teamsportarten wie Basketball oder Fußball bevorzugt Maria den Volleyballsport. Sie betreibt den Sport sowohl in der Halle als auch auf dem Sandplatz. Für sie birgt dieser Sport auch weniger Verletzungsgefahr. Das Spiel über das Netz ins gegenüberliegende Spielfeld liegt ihr. Dadurch vermeidet sie zu viel unnötigen Körperkontakt zu den anderen Spielerinnen, was Corona-bedingt auch wichtig ist.
Die Höhe des Netzes beim Volleyballsport ist wegen der Körpergröße nach dem Geschlecht variiert eingestellt. Das bedeutet 2,24 Meter bei Frauenteams, 2,35 Meter bei gemischt geschlechtlichen Teams und 2,43 Meter bei Männerteams. Maria spielt deshalb auch ausschließlich in Frauenteams.
Sportverein Marantana in Vienna´s Queer Melange umbenannt
Abgesehen von dem sogenannten Corona-Sommer ist dieses Jahr für die Volleyballspielerinnen besonders: Der Volleyballverein feiert sein 30jähriges Jubiläum. Erst 1994 hatten die Frauen den Sportverein formal gegründet, um das European Lesbian Volleyball Tournament zum ersten Mal in Wien auszutragen. Aber bereits vier Jahre früher, vor 30 Jahren, haben die Gründerinnen des Sportvereins Marantana begonnen, miteinander Volleyball zu spielen. Dieser Vereinsname sei auf die Redensart des entsetzten Ausrufs über die Volleyballerinnen Maria und Anna, ausgesprochen Marantana, zurückzuführen, schrieb der „KURIER“ im Jahr 2019.
Bedingt durch einen Generationenwechsel haben Mitfrauen ihren Verein im Jahr 2009 in Vienna’s Queer Melange – Volleyballverein für Lesben und Freund*innen umbenannt. Der Sportverein wird damit als international und offen für nicht als lesbisch, cissexuell oder cisgender identifizierende Mitspieler*innen beschrieben und schafft ein harmonisches Miteinander. Aber auch über gemeinsame kulturelle Aktivitäten und Urlaubsplanung durch neue Freundschaften in dem Sportverein ist Maria erfreut.
Großer Zulauf von neuen Spieler*innen
Die jährliche Generalversammlung hat 2020 zum ersten Mal online stattgefunden, wodurch die Mitfrauen des Vereins während des Corona-Lockdowns zumindest in Kontakt geblieben sind, sagt die Obfrau. Trotz des gesundheitsgefährdenden Corona-Virus und der Folgen des verspäteten Starts der Beachvolleyballsaison erfreut sich der Verein in diesem Sommer eines großen Zulaufs von neuen Spielerinnen beim Beachvolleyball.
Infolgedessen will der Verein Volleyball auf den Sandplätzen wieder zwei Mal in der Woche anbieten, sagt Maria, denn bis zu zwölf Spielerinnen melden sich aktuell jede Woche an. Sie bilden dann sechs Teams mit jeweils zwei Spielerinnen, um abwechselnd auf den Sandplätzen zu spielen. Für den Volleyballsport in der Halle, der ab Herbst wieder beginnen wird, können sogar mehr als zwei pro Team auf dem Platzspielen.
Sowohl beim Beach- als auch beim Hallenvolleyball sind gutes Ballgefühl und die Grundtechniken Pritschen, Baggern und Servieren als sportliche Kriterien vorausgesetzt. Jedoch Taktik und System des Spiels sind zwischen diesen beiden Volleyballsportarten zu unterscheiden, je nachdem ob sich das Team zu zweit oder zu sechst auf dem Spielfeld befindet, sagt Maria. Dennoch nutzen die Spielerinnen begeistert beide Angebote des Volleyballvereins und spielen regelmäßig sowohl in der Halle als auch auf dem Sandplatz.
Kein leistungsorientierter Liga-Sportverein in Level A bis C
Vienna’s Queer Melange ist ein Sportverein auf Hobbyniveau, kein leistungsorientierter Liga-Sportverein. Anfängerinnen sind genauso willkommen wie fortgeschrittene Spielerinnen, egal ob sie hetero, lesbisch, bi oder transsexuell sind, sagt Maria.
Für die Teilnahme an den Hobbyturnieren stufen sich die Spielerinnen selbst in verschiedene Levels von A bis C ein, um sich auch sportlich herauszufordern. Meistens spielt Vienna’s Queer Melange auf dem Level B, als Team mit sowohl leistungsstarken und erfahrenen als auch unerfahreneren Volleyballspielerinnen.
In der aktuellen Saison des Beachvolleyballs gibt es zusätzlich zu den wöchentlichen Spielzeiten jede zweite Woche zwei professionelle Trainingsstunden mit einem Trainer. Auch beim Volleyballsport in der Halle finden ein bis zwei Mal im Semester zusätzliche Trainingswochenenden statt. Die Spielerinnen bezahlen mit ihren Mitgliedsbeiträgen sowohl das Honorar des Volleyballtrainers als auch die Miete für Halle und Sandplätze drei Mal im Jahr, in der Sommer-, Winter- und Beachvolleyballsaison.
Volleyball spielen bei den EuroGames und Oster-Turnieren
Zusätzlich fördert die Ordination der Allgemeinärztin und Unfallchirurgin Dr. Dvorak, eine ehemalige Spielerin des Volleyballvereins Flying Sox, seit 2013 den Verein finanziell zwei Mal im Jahr, sagt Maria erfreut und dankbar. Einige der aktuellen Spielerinnen sind in beiden Volleyballvereinen sportlich aktiv. Die Spielerinnen von Vienna’s Queer Melange standen im Jahr 2007 sogar den Flying Sox bei den EuroGames in Antwerpen im Spiel um den dritten Platz des Levels B, gegenüber.
Ein Jahr danach haben sie das European Lesbian Volleyball Tournament, auch Osterturnier genannt, zum zweiten Mal in Wien ausgetragen. Dieses europäische lesbische Turnier findet, seit dem Jahr 1989 in Berlin, jedes Jahr in der Osterzeit mit aktuell rund 30 europäischen Teams statt. Es musste wegen des Corona-Lockdowns dieses Jahr in Paris allerdings ausfallen. Jedoch im Jahr 2021 ist es in Riga und in zwei Jahren wieder in Wien geplant.
Abgesehen von den regelmäßigen Osterturnieren nehmen die Spielerinnen von Vienna’s Queer Melange auch an anderen Turnieren teil. Maria hat das erste Mal vor drei Jahren beim sogenannten Sinterklaas-Volleyballturnier 2017 in Amsterdam mitgespielt. Sie ist begeistert und stolz, dort mit ihrem B-Team den zweiten Platz belegt zu haben, sagte die Vereinsobfrau.
Seit dem Jahr 1998 in Amsterdam spielt Vienna’s Queer Melange ab und zu auch beiden GayGames, die seit 1982 alle vier Jahre international unter dem Dachverband der Federation of GayGames (FGG) speziell für lesbische und schwule TeilnehmerInnen, stattfinden. Auch bei den EuroGames, den seit Anfang der 1990er Jahre entstandenen sogenannten Olympischen Spielen der lesbischen und schwulen SportlerInnen in Europa, nehmen Spielerinnen des Volleyballvereins seit dem Jahr 2000 in Zürich unregelmäßig teil.
Beachvolleyball-Turnier Vienna Beach Trophy
Trotz zahlreicher Corona-bedingter Absagen von Sportturnieren bis Ende des Jahres fand am 21. und 22. August 2020 in diesem Corona-Sommer das Beachvolleyball-Turnier Vienna Beach Trophy auf den Sandplätzen auf der Schmelz in Wien statt. Eine Premiere, weil zum ersten Mal Vienna’s Queer Melange in Zusammenarbeit mit dem LGBTIQ*-Sportverein Aufschlag dieses Turnier veranstaltet.
Wer Lust auf aktiven Volleyballsport hat, kontaktiert
Interessierte sind herzlich eingeladen und willkommen zu den nächsten Schnupperterminen.
Vienna’s Queer Melange oder schaut vorbei beim:
- Hallenvolleyball im Sigmund Freud Gymnasium, Wohlmutstraße 3, 1020 Wien.
Mittwochabend von 18 bis 20 Uhr, von September bis Juni (ausgenommen schulfreie Tage).
Anfahrt: U1 Vorgartenstraße (Ausgang Radingerstraße) oder U2 Messe-Prater
- Beachvolleyball auf der Schmelz am Center Court, 1150 Wien findet
Montagabend von 20 bis 22 Uhr, von April bis September, bei Schönwetter, statt.
Anfahrt ist bis zur U3 Johnstraße.
Bildquellen: teen00000/AdobeStock, Vienna´s Queer Melange