von Tania Napravnik, Freelance Journalistin (Radio, Print & Online)
Frauen-Beachvolleyball
Durchtrainiert, braun gebrannt und in knappen Bikinis hüpfen Schönheiten über den Court. Richtig, es geht um Frauen-Beachvolleyball. Die sportliche Leistung der Athletinnen gerät öfter in den Hintergrund, obwohl die Schnelligkeit, Hüpf- und Schlagkraft der Spielerinnen top ist. Als Beach-Laie ist es schlichtweg unmöglich, ein 16 x 8 Meter großes Feld zu zweit abzudecken.
Sex sells
Es ist kein Wunder, dass halbnackte Frauen im Sand oft auf ihr Äußeres reduziert werden. Gefördert wurde diese Perspektive durch den internationalen Volleyballverband (FIVB). Er schrieb lange Zeit vor, dass die Bikini-Hosen der Frauen an der Seite nur sieben Zentimeter breit sein dürfen.
Knapp 40 Prozent der TV-Kameraeinstellungen auf Brust oder Gesäß
Zudem zeigt eine Studie über Frauen im olympischen Beachvolleyballwettbewerb, dass knapp 40 Prozent der TV-Kameraeinstellungen auf Brust oder Gesäß der Spielerinnen fokussierten. Die vorgegebene knappe Bekleidung und mediale Berichterstattung über Sportlerinnen haben immer wieder zu Kontroversen geführt.
Frauenkleidervorschrift überarbeitet
Erst 2012 wurde die Frauenkleidervorschrift überarbeitet, sodass sie mittlerweile mit Shorts bis oberhalb des Knies und Shirts mit Ärmeln spielen dürfen. Die offizielle Regelung lautet: Die Ausrüstung der SpielerInnen besteht aus einer kurzen Hose oder einem Badeanzug. Die SpielerInnen dürfen eine Mütze/Kopfbedeckung tragen. Bei schlechten Wetterbedingungen sind wärmere Kleidungsstücke wie Leggings erlaubt.
Österreich auf Erfolgskurs
Die Klinger-Schwestern sind das jüngste Duo im Beachvolleyball-Nationalteam. Sie sind 25 und 22 Jahre jung. Die Sympathieträgerinnen wollen zu Olympia, möglichst rasch. Dafür trainieren sie täglich hart. Aus einer Skifamilie stammend kamen die Beiden erst spät zum Beachsport. Im Teenager-Alter packte sie die Beach-Leidenschaft:
Ein Sommersport à deux
Der Kontrast zum Skisport reizte sie.
„Wir haben zwar spät begonnen, aber sind dafür umso motivierter, unsere Ziele zu erreichen. Das Feuer ist bei uns noch so richtig am Brodeln! Außerdem hatten wir durch den Skisport und Leichtathletik bereits gute koordinative Voraussetzungen.“
sagte die jüngere Schwester Ronja.
Bei der Europameisterinnenschaft in Wien mit den Vize-Staatsmeisterinnen
Mittlerweile sind die Geschwister Medaillengewinnerinnen auf der World Tour, daran nahmen sie erstmals 2019 teil, Vize-Staatsmeisterinnen und starteten heuer bei der A1 CEV Beach Volleyball Europameisterinnenschaft, von 2. bis 6. August in Wien. Bereits 2017 ist das World-Tour-Turnier von Klagenfurt nach Wien übersiedelt. In dem Jahr verwandelten fast 200.000 Fans die Donauinsel für 10 Tage in eine riesige Beachvolleyball-Party. Heuer wurden 112 Matches gespielt. Das Turnier wird im Modified-Pool-Play-Format ausgetragen: 64 Teams kämpfen um den Europameisterinnentitel. Die 32 Teams pro Geschlecht werden jeweils auf acht Pools mit vier Teams pro Pool aufgeteilt. Die EM-Vorbereitungen liefen für die Klingers perfekt, sie fühlten sich gut in Form und waren bereit „alles zu geben“- schieden jedoch schon in der erste K.O.-Runde aus! Es ist etwas besonders, als Schwestern Beachpartnerinnen zu sein. Durch die enge Bindung hat man ein unausgesprochenes Verständnis füreinander: Man fühlt sich nie allein, verfolgt die gleichen Ziele und kann die Tiefen der anderen ausgleichen.
„Du kennst dich einfach in- und auswendig. Man weiß immer genau, woran man bei der anderen ist. Wie sie tickt und was sie gerade braucht“,
erklärte Dorina.
Sexismus im Sport
Dorina und Ronja sind sich einig, dass die neue Regelung der Kleidervorschrift gut für den Sport ist:
„Es soll einfach jede anziehen können, was sie will. Wir spielen manchmal in Bikini, manchmal in Shorts. So soll‘s sein“
sagten die Klinger-Schwestern.
Genauso wie bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio, da standen die deutschen Goldgewinnerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorstin in den üblichen Bikinis, den Ägypterinnen Doaa el-Ghobashy und Nada Meawad mit langer Kleidung gegenüber.
„Ich finde es einfach schade, wenn das Sexismus-Thema aufkommt. Dadurch gerät der harte und intensive Sport in den Hintergrund. Männer haben dieses Problem eigentlich nie,“
sagte Dorina.
Bekleidungsunterschiede: zwischen Geschlechtern und zwischen Nationen
Prinzipiell bestehen nicht nur Bekleidungsunterschiede zwischen den Geschlechtern, sondern auch zwischen Nationen. Die Körperkulturen sind von Land zu Land unterschiedlich: In Brasilien ist viel Haut zu sehen, in Katar weniger.
„Im Süden sind die eben freizügiger als bei uns. Bei den Brasilianerinnen überlegt sich keine, ob sie ohne Bikini spielen soll. Das ist eher bei den europäischen Teams der Fall. Außerdem muss man den Weltverband auch mal loben: Wir verdienen gleich viel wie die Männer und anziehen können wir mittlerweile, was wir wollen. Trotzdem finden wir es arg, dass die Kleidervorschrift erst vor Kurzem geändert wurde!“,
argumentieren die Klingers abschließend..
Die Bewertung der Outfits bleibt den Fans überlassen.