Individuelles Sponsoring ist entscheidend.
Gastbeitrag von Tania Napravnik, Freelance Journalistin (Radio, Print & Online).
Einkommensunterschiede im alpinen Skisport sind vorhanden. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Der Österreichische Ski Verband (ÖSV) verfolgt keine eindeutige Strategie, um Einkommensunterschiede zu vermeiden.
Seit den 1980er Jahren individuelles Kopfsponsoring
„Ich denke, dass es für Frauen heutzutage möglich ist, mit der professionellen Ausübung ihres Sports weit besser zu verdienen als in den 80er Jahren. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung. Es gab damals noch kein Preisgeld und das individuelle Kopfsponsoring wurde Mitte der 80iger Jahre eingeführt“,
sagte Roswith Stadlober, Präsidentin des ÖSV und ehemalige Spitzensportlerin.
Wie groß die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern im alpinen Skisport heute sind, ist schwer zu sagen. Das Gehalt setzt sich aus unterschiedlichen Quellen zusammen. Neben individuellen Vereinbarungen der Athlet:innen mit Kopfsponsoren, Trinksponsoren oder Skifirmen gibt es auch entsprechende Preisgelder bei den Rennen. Die Fédération Internationale de Ski (FIS) legt diese Preisgelder fest. Dazu kommt bei einigen Sportler:innen ein Anstellungsverhältnis bei Polizei, Zoll oder Bundesheer im Rahmen der Spitzensportförderung.
Gleiche und Individuelle Einkommensmöglichkeiten
In Österreich sind die Gehälter im öffentlichen Dienst für Männer und Frauen gleich. Eine Spitzensportler:in beim Bundesheer, beim Zoll oder bei der Polizei ist unabhängig vom Geschlecht sozial abgesichert. Auch bei den von der FIS vorgeschriebenen Preisgeldern für alpine Weltcuprennen gibt es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Die Athlet:innen bekommen bei 80 bis 90 Prozent aller Veranstaltungen das von der FIS vorgeschriebene Preisgeld ausbezahlt. Die Höhe kann sich aber nach oben hin verschieben. So zum Beispiel in Kitzbühel bei den Männern oder in der Flachau bei den Frauen. Dort wartet das höchste Preisgeld im gesamten alpinen Frauen-Skiweltcup auf die Sportler:innen.
„Über Sportler:innen, die kein Anstellungsverhältnis mit dem Österreichischen Skiverband haben, lässt sich keine Aussage treffen. Wichtig für das Gehalt der Athlet:innen sind die persönlichen und individuellen Vereinbarungen mit ihren privaten Sponsoren“,
sagte Stadlober.
Das Kopfsponsoring gilt in allen Sportarten als wichtigste und beliebteste „Werbefläche“ und ist abhängig von Persönlichkeit, konstanten Erfolgen und Medienpräsenz. Oft beobachten Unternehmen Sportler:innen jahrelang bevor sie sie unter Vertrag nehmen.
Einzelne Frauen am Vormarsch
- Mikaela Shiffrin (USA) erzielte in der Saison 2021/22 höhere Preisgelder als Marco Odermatt (CH). Dennoch verdiente Odermatt insgesamt mehr als Shiffrin.
- Die Athletinnen auf den hinteren Rängen erzielten weniger Preisgeld als ihre Kollegen auf den gleichen Rängen. Die Gender Pay Gaps liegen u.a. in den länderspezifischen Grundeinkommen der Sportler:innen. Auch die individuellen Vereinbarungen der Athlet:innen mit den Sponsoren sind eine Erklärung für den Gender Pay Gap.
- Die österreichische Skirennläuferin Katharina Liensberger sticht in Bezug auf den Werbewert heraus. Sie erzielte im Jahr 2021 einen Bruttowerbewert von 4,9 Millionen Euro für ihre Sponsoren. Sie erhält dadurch mehr als jeder andere österreichische Sportler bzw. jede andere österreichische Sportlerin. Damit steht erstmals eine Frau auf dem Siegertreppchen der Werbeeinnahmen.
Bildquelle: Young couple snowboarding in ski resort. Fotocredit: Adobe Stock.