Olympia 2024: Sieg für alle Frauen

Imane Khelif feierte einen emotionalen Sieg bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Imane Khelif feierte einen emotionalen Sieg bei den Olympischen Spielen in Paris. Im Viertelfinale des Weltergewichts gegen die Ungarin Anna Luca Hamori hatte die algerische Boxerin Imane Khelif eine Medaille bereits fix geholt. Es sei für sie auch ein „Sieg für alle Frauen“ gewesen, sagte die umstrittenste Olympia-Teilnehmerin in einem emotionalen Interview. Imane Khelif ist am zweiten Mai 1999 in Tiaret geboren. Die Algerierin ist mit dem Stil Linksauslage in der Gewichtsklasse Halbweltergewicht sportlich aktiv.

„Ich bin sehr stolz, hier in Paris eine Medaille für mein Land zu holen. Ich habe sehr hart gearbeitet, um hier zu sein. Das ist ein Sieg für alle Frauen“,

sagte Khelif im Rahmen eines anschließenen Interviews.

Umstrittene Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024

Die Olympia-Teilnehmerin Khelif wurde am Samstagabend, den dritten August 2024, von zahlreichen algerischen Fans in der Box-Halle im Norden von Paris lautstark angefeuert und bejubelt. Sie schlug nach Ende des Kampfes vor Freude mit voller Wucht auf den Ringboden, salutierte und kämpfte anschließend mit den Tränen. Imane Khelif setzte sich gegen Anna Luca Hamori durch.

In den Tagen zuvor wurde Khelif auch schon als sogenannte „männliche“ Boxerin bezeichnet und Buhrufe ertönten. In der Folge kam in den Sozialen Medien auch eine Geschlechter-Debatte auf. Damit äußerte sich Khelif erstmals zum Wirbel rund um ihre Person. Ihre Olympia-Zulassung hatte zuletzt zu einer aufgeheizten Geschlechter-Debatte im olympischen Frauen-Boxen gesorgt.

Geschlechtstests bei den Olympischen Spielen 2024

Nach der Suspendierung der IBA durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Jahr 2019 organisierte dieses die Durchführung der Boxwettbewerbe bei den Olympischen Sommerspielen selbstständig. Das IOC verzichtet seit 1999 auf Geschlechtstests und übernimmt die Angaben offizieller Dokumente. Laut IOC erfüllt Khelif die Teilnahmebedingungen sowie alle geltenden medizinischen Vorschriften.

Im Auftaktkampf in der Gewichtsklasse bis 66 kg gab die Italienerin Angela Carini nach 46 Sekunden auf. Carini zufolge habe sie Schmerzen in der Nase gehabt. ihr Trainer sah den Kampf als unfair an. Sowohl Carini – die sich später für ihr Verhalten bei Khelif entschuldigte – als auch IOC-Präsident Thomas Bach äußerten ihr Unverständnis über die Ereignisse.

Erste Box-Medaille bei Olympia ist für Algerien historisch

„Ich bin eine Frau“,

sagte sie laut gegenüber dem Medium „Telegraph“ zu einem algerischen Journalisten nach ihrem Box-Kampf. So vergoss Khelif auch in den Kabinen zahlreiche Tränen. Für Algerien ist es die erste Box-Medaille bei Olympia. Schließlich stellte sich auch Khelifs Vater unterstützend vor seine Tochter und zeigte ihre ursprüngliche Geburtsurkunde im TV her. Khelifs erste große Wettbewerbe bei den Erwachsenen war die Box-WM 2018 in Indien, wo sie in der ersten Runde ausschied und den 17. Platz belegte. Bei den Boxweltmeisterinnenschaften 2019 in Russland schied sie im ersten Kampf vs. Natalja Schadrina aus und landete auf Platz 33.

Khelif wurde im Januar 2024 UNICEF-Botschafterin ihres Landes

Laut der Datenbank von BoxRec hatte sie bis zu den Olympischen Spielen in Paris als Amateurboxerin 37 Kämpfe gewonnen und neun verloren. In der Folge wurde Khelif zur UNICEF-Botschafterin ihres Landes Algerien ernannt.

Disqualifikation bei der WM 2023

Bei der im März 2023 von der International Boxing Association (IBA) durchgeführten Box-WM der Frauen wurde Khelif vor ihrem Gold-Medaillenkampf gegen Yang Liu und drei Tage nach ihrem Sieg gegen die bisher ungeschlagene Russin Azalia Amineva vom Wettkampf ausgeschlossen, weil sie einen Test, der das Geschlecht prüfte, nicht bestanden haben soll.

Laut des als Putin-Vertrauter geltenden IBA-Präsident Umar Nasarowitsch Kremlew verfügt Khelif über XY-Chromosomen. Später wurde berichtet, Khelif sei wegen erhöhter Testosteronwerte disqualifiziert worden. Die IBA erklärte, Khelif sei keiner Testosteronuntersuchung unterzogen worden, sondern bei einem anderen anerkannten Test sei festgestellt worden, dass Khelif gegenüber anderen weiblichen Wettbewerber*innen Vorteile habe. Einzelheiten blieben vertraulich. Khelif legte gegen diese Entscheidung Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein, zog diese jedoch später zurück. Laut der Washington Post bleibt unklar, welche Standards Khelif nicht erfüllte. Es habe nie Beweise gegeben, dass Khelif XY-Chromosomen oder erhöhte Testosteronwerte habe.

Erste algerische Boxerin erreichte das Finale bei den Olympischen Spielen 2020

Khelif wuchs in einem ländlichen Dorf in der Provinz Tiaret, im Nordwesten Algeriens, auf. Sie spielte zunächst Fußball, bevor sie zum Boxen wechselte. In ihren frühen Jahren verkaufte sie Altmetall, um sich die Anfahrt zum Training in das benachbarte Dorf leisten zu können. Khelif nahm für Algerien an den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio im Leichtgewicht teil, dabei nahm sie im Viertelfinale vs. die Irin Kellie Harrington teil. Im Jahr 2022 nahm sie an den Boxweltmeisterinnenschaften teil und erreichte als erste algerische Boxerin das Finale, in dem sie die Niederländerin Chelsey Heijnen besiegte. Im Finale stand sie der Irin Amy Broadhurst gegenüber und unterlag.