Sportverein SV Die Gaynialen: 801 Zentimeter gegen Homophobie
Erstmals erschienen September 2022 in Lambda-03-2022, Vereinszeitung der HOSI-Wien.
Frauenfußball Sommer 2022: Frauenfußball-EM in London und Gayniales Hobbyfußballturnier in Niederösterreich
Die Frauenfußball-Europameisterinnenschaft der UEFA hat vom sechsten bis 31. Juli 2022 in London stattgefunden. Alle Frauenfußballteams haben ihre Kapitäninnenschleifen in den Regenbogenfarben öffentlich medienwirksam getragen. Das dient als Zeichen für die gleichen Rechte von LGBTIQ-Menschen im Fußballsport. Auch die österreichische Frauenfußball-Elf hat es wieder in das Viertelfinale geschafft, immerhin unter die acht besten Frauenfußballteams. Tausende Frauenfußballfans haben beim Finale zwischen England und der achtfachen EM-Rekordtitelträgerin Deutschland im Londoner Wembley-Stadion begeistert mitgefiebert. Diese Frauenfußball-Fans verfolgten die Matches vor Bildschirmen zu Hause oder beim Public Viewing vor der großen Leinwand. So zum Beispiel boten die Betreiber*innen der Ottakringer Brauerei auch großartiges Public Viewing in Wien.
Die englischen Fußballerinnen sind verdiente Titelträgerinnen der EM 2022
In 111ten Spielminute erzielte Kelly das 02 zu 01 für die englischen Löwinnen nach 01 zu 01 in zweiter Halbzeit. Die Engländerin Toone traf in der 62ten Spielminute und in der 79ten Spielminute folgte der Ausgleich durch die Deutsche Magull.
Es ist der zweite Titel für das „Mutterland des Fußballs“ England, nach dem WM-Finale der englischen Männer im Jahr 1966. Dieses fand ebenfalls in London vs. Deutschland statt. Nun sind die englischen Fußballerinnen die verdienten Titelträgerinnen der Europameisterinnenschaft.
Auf geschlechtergerechte Gleichstellung auf infrastruktureller wie finanzieller Ebene ist zu hoffen
Der UEFA-Präsident Aleksander Eiferin kündigte bereits weitere Investitionen in den professionellen Frauenfußball an. Er sagte dazu, der Frauenfußball müsse sich genauso wie der Männerfußball weiterentwickeln. Daher ist zu hoffen, dass sich die geschlechtergerechte Gleichstellung auf infrastruktureller wie finanzieller Ebene demnächst ergeben wird. Auch die Höhe der Preisgelder gehört dazu neu finanziell zu planen.
Das Interesse am Frauenfußballspiel ist jedenfalls stets im Anstieg. In den österreichischen Medien sind die Frauenfußballspiele im Jahr 2022 besser sichtbar als noch vor elf Jahren. Damals konnten die Frauenfußball-Fans die Frauenfußball-WM-Spiele vor allem nur bei den ersten Public Viewing-Veranstaltungen in Wien verfolgen.
Das zehnte Frauen-Hobbyfußballturnier des Sportvereins SV Die Gaynialen
Auch im Hobbybereich spielen immer mehr Frauen in Österreich motiviert Fußball. Knapp eine Woche nach dem Fußball-EM-Finale fand am sechsten August 2022 das zehnte Frauen-Hobbyfußballturnier des Sportvereins SV Die Gaynialen statt. Seit zwölf Jahren gibt es diesen Sportverein. „Wir sind froh, unser Gaynialenturnier wieder austragen zu können“, sagt Obfrau Andi. „Schließlich haben schon viele Fußballspielerinnen von Hobby-Sportvereinen unter dieser Corona-Pandemiezeit gelitten“.
Besonders erfreut war die Obfrau, dass wieder zehn Teams beim Turnier teilgenommen haben. Die teilnehmenden Teams wurden per Losziehung in zwei Gruppen zu jeweils fünf Teams eingeteilt, sagt die Vereinsobfrau.
Die Gruppenspiele dauerten jeweils zwölf Spielminuten. Danach folgten die fünf Platzierungsspiele zu jeweils fünfzehn Spielminuten zwischen den beiden Gruppenletzten bis zu den Gruppenersten.
Die Fußballspielerinnen waren in Top-Stimmung und hochmotiviert. Gemeinsames Planen und Durchführen dieses Jubiläums-Turniers war somit auch auf dem niederösterreichischen Sportplatz in Markt Piesting gut möglich. Es war eine gute Gelegenheit für die Spielerinnen vom Sportverein SV Die Gaynialen. Sie konnten wieder näher zusammen sein, nach zwei Jahre Corona bedingter Spielpause.
Fußball gegen Homophobie vergab den Vereinsnamen
Im Jahr 2010 hat es angefangen. Die Vereinsobfrau des SV Die Gaynialen sowie eine zweite Teamkollegin riefen jeweils zwei Spielerinnen aus den verschiedenen niederösterreichischen Hobbyteams an. Denn in diesen niederösterreichischen Hobbyvereinen war damals leider noch Homophobie stark präsent. Das Ziel war daher ein eigenes Frauenfußballteam zu gründen. Sie wollten damit ein sichtbares Zeichen gegen Homophobie im Sport setzen. Sofort waren alle von dieser Idee begeistert.
Mit dem Gedanken „Fußball gegen Homophobie“ entstand auch der Name für den Verein: SV Die Gaynialen. Sieg tragen damit ihr wichtiges Vereinsanliegen auch sichtbar auf dem Rücken. Obwohl sie vor dieser Vereinsgründung noch nie als eigenes Team zusammengespielt hatten, gewannen sie ihr erstes Turnier im niederösterreichischen Ternitz. Infolge seien die Spielerinnen von diesem ersten Teamerfolg motiviert gewesen weiterzumachen.
Jede Mitspielerin ihres Teams zahlte ein paar Euros, um das Nenngeld zur Teilnahme an weiteren Frauenfußball-Turnieren zu ermöglichen. Schließlich habe sich die Idee weiterentwickelt, selbst ein Turnier zu organisieren und sie machten ihre Vereinsgründung offiziell. Der Sportverein SV Die Gaynialen ist inzwischen so weit gewachsen, dass neben Fußball auch Volleyball angeboten wird. Vereinsobfrau Andi:
Mit Teamspirit und Zusammenhalt kämpfen sie gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie
Der Sportverein SV Die Gaynialen bietet kein wöchentliches Fußballtraining an, aber veranstaltet einmal im Jahr ein viertägiges Trainingslager in Kärnten. Ansonsten fährt das Team zu verschiedenen Turnieren. Bei den EuroGames im Jahr 2019 waren sie in Rom dabei. Sie spielten mit einem großartigen Teamspirit und Zusammenhalt als Hobby-Frauenfußballteam gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie.
Der Sportverein hat so seine finanziellen Ausgaben auf die Turnierorganisation, einmal im Jahr, begrenzt. Jedes teilnehmende Frauenfußballteam zahlt Nenngeld in der Höhe von 50 Euro. Die Bestbieterinnen ersteigern selbstgemachte Mehlspeisen bei der legendären Auktion vor Ort nach dem Gaynialenturnier.
SV Die Gaynialen wirtschaftet kostendeckend mit dem Nenngeld sowie dem Reinerlös aus der Auktion und dem Getränkeverkauf. Es waren besondere, in Regenbogenfarben dekorierte, Getränke. Einzelne Männer, vor allem Partner oder gute Freunde der Mitspielerinnen, unterstützen dabei auch das einmal im Jahr stattfindende Gaynialenturnier tatkräftig.
Offenes Ohr der Vereinsobfrau ist angeboten
Das Fußballteam des Sportvereins Die Gaynialen besteht vereinsintern aus Cis-Frauen. Sie sind in den letzten Jahren sehr wertgeschätzt, weil auch trans und nonbinäre Mitspielerinnen bei ihren Turnieren dabei sind. Denn diese Spielerinnen stoßen bei anderen Fußballturnieren immer wieder an die Grenze der Mitspielmöglichkeit. Die Vereinsobfrau zeigte stets besondere Achtsamkeit und bot offenes Ohr, trans- und nonbinäre Mitspielerinnen beim Turnier zu integrieren.
Es habe bisher erfreulicherweise darüber keine Beschwerden gegeben.
Nur Cis-Männer sind beim Gaynialen Frauenfußball-Turnier als aktive Mitspieler nicht zugelassen.
Beliebtes Schätzspiel: 801 Zentimeter aller Fußballschuhe
Wieder waren alle Fußballspielerinnen und Zuseherinnen auch bei diesem zehnjährigen SV Die Gaynialenturnier sehr begeistert. Sie waren somit dem Sportverein Die Gaynialen auch sehr dankbar, ein großartiges Gayniales Fußballturnier organisiert zu haben. Das kreative Schätzspiel hat das Rahmenprogramm des Turniers bereichert. Die Gesamtzahl von 801 Zentimeter aller aneinandergereihten Fußballschuhe der Vereinsmitglieder des Sportvereins Die Gaynialen war dabei zu schätzen. Zusätzlich sorgte auch die gayniale Hausmusikband des Sportvereins für gute Stimmung.
In die Zukunft der SV Die Gaynialen blicken
So findet das elfte SV Die Gaynialenturnier am 26. August 2023 – wie gewohnt im darauffolgenden Jahr statt. In diesem Jahr setzte sich also das Gaynialenturnier fort, nach einigen strukturellen und personellen Veränderungen im Vereinsvorstand. Alle Vereinsmitglieder sind somit ab sofort auch verstärkt in die Turnierorganisation eingebunden.
Weitere Informationen über den Sportverein SV Die Gaynialen sind hier in den Sozialen Medien zu finden.