Die Gründerin von leMOVE sportmanagement Katharina Leder war Gästin am 14. Juni 2024 beim Frühstück von Vero Sportnews.
Athletinnen-Managerin Katharina Leder beim Frühstück von Vero Sportnews
Die diplomierte Athletinnen-Managerin Katharina Leder absolvierte in den Jahren 2017 bis 2022 ihr Studium Sport- und Veranstaltungsmanagement. Als studierte Sportevent-Managerin konnte sie sich auch im Bereich des Medienmanagements fortbilden und fachlich vertiefen. Ihre Masterarbeit schrieb sie zum Thema „Gender Pay-Gap im Fußballsport“.
„Jedes Kind soll den Sport, der Spaß macht, für sich finden, unabhängig von diversen Stereotypen“,
sagte Leder, die es als Grundvoraussetzung für den Leistungssport sieht.
Als ehrenamtliche Trainerin begann sie die Sportlerinnen der U9-Mädchen ASK Erlaa Torpedo 03 zu trainieren. Ihr Wunsch mit Mädchen und Frauen im Sport zusammenzuarbeiten, bestärkte sie, um ihnen eine aktive Karriere im Sport zu ermöglichen. Dafür waren auch ihre Erfahrungen und Beobachtungen in Bezug auf Berichterstattung über Frauen im Sport in den Medien entscheidende Faktoren. Denn die traditionellen österreichischen Medien berichteten bisher zu stark sexualisiert und zu wenig sachlich über die Frau als Sportlerin. Zuletzt war eine nicht leistungsbezogene Sportberichterstattung über die beeindruckende sportliche Leistung ihrer Bekannten, Justyna Sieber, der entscheidende Kick, sagte Leder.
Justyna Siebers Radrenn-Erfolg war der entscheidende Kick für Katharina Leder
Justyna Sieber machte beim Race Around Austria mit. Katharina Leder durfte sie begleiten. Sie stellte dabei fest, wie sehr sie mit und für Athletinnen arbeiten möchte, um deren Karriere zu verfolgen. Der besagte Sportbericht, mit Bild, fokussierte sich leider einmal mehr auf Siebers Mann, was die Sportmanagerin Leder selbstverständlich nicht so toll fand. Schließlich war Justyna Sieber knapp eine Woche, im Jahr 2023, mit dem Rad um ganz Österreich unterwegs. Ihre 2.200 Kilometer lange Strecke umfasste bei Race Around Austria auch 30.000 Höhenmeter mit dem Rad. Dieses extreme Rennen gewann in der Folge Justyna Sieber bei den Frauen. Mehr über Justyna Siebers Renn-Erfolg ist bereits online hier detaillierter nachzulesen.
leMOVE sportmanagement setzt sich für Chancengleichheit für Frauen im (Spitzen-)Sport ein
Sie gründete im April letzten Jahres 2023 leMOVE sportmanagement, die erste PR-Sport-Agentur für weibliche österreichische Leistungssportler*innen. Als Inhaberin der Sportagentur namens leMOVE sportmanagement e.U. arbeitet Katharina Leder mit österreichischen Leistungssportlerinnen zusammen. Sie strebt damit das Ziel an, langfristig ein geschlechtergerechtes Umfeld zu schaffen.
„Es ist Zeit Frauen im Sport die gleiche Anerkennung und mediale Aufmerksamkeit zu geben wie ihren männlichen Kollegen. Sie können sich damit ihrer Leidenschaft voll und ganz hingeben“,
sagte Leder.
Sport, Wirtschaft und Medien vereinen
Die drei Stakeholder, die es im Sport gibt, sind Sport, Wirtschaft und Medien. Katharina Leder versucht diese somit in ihrer Sportagentur unter einem Dach zu vereinen. Sie fokussiert sich dabei in ihrer Dienstleistung auf diese drei Stakeholder:
• Wirtschaft = Sponsoring-Akquise & Crowdfunding für die Sportlerinnen, damit die sportlichen Karrieren der Sportlerinnen finanziert sind.
• Sport = Management sowie PR- und Medienarbeit, das auch individuelle Beratung inkludiert. Denn jede Athletin braucht etwas Anderes.
• Medien = Podcast & Blog. Aktuell ist die erste Podcast-Staffel angelaufen. Der Podcast dient dabei als Format unter dem Titel strong & SEEN-Sportlerinnen im Spotlight. Katharina Leder möchte damit allgemein Frauen im Sport vor den Vorhang holen und sie vielfältig abbilden.
Die Sportler*innen können sich somit zur Gänze auf ihre sportliche Karriere konzentrieren. Katharina Leder begleitet diese Sportler*innen medial, inwieweit sie eine Webseite, Beratung oder andere Dienstleistungen brauchen. Katharina Leder inkludiert mit ihrer PR-Agentur eine Plattform, die Spenden generiert, um Unterstützungen seitens Kundinnen zu ermöglichen. Dabei stehen die Sportlerinnen bei ihr unter Vertrag. Sie legt den sportlichen Athlet*innen ein kostenloses Profil an. Die Daten dieser Sportler*innen-Profile basieren auf den Werten, Zielen, bisherigen Erfolgen, Historien, Bedarfsanalysen und Formulierung von Unterstützungsmöglichkeiten der Sportler*innen. leMOVE sportmanagement ermöglicht dadurch eine finanzielle Unterstützung der Sportlerinnen seitens der Kundinnen, auch wenn es um Sachgegenstände oder Dienstleistungen, handelt. In weiterer Folge bringt Katharina Leder die Karriere der Sportlerinnen voran.
Lückenfüller zwischen Winter- und Sommersaison
Der Podcast beinhaltet Porträts von weiblichen Athletinnen, aus den Bereichen Haupt-, Rand-, Extrem- und Parasport in Form eines Staffelkonzepts. Das heißt jeweils im Frühjahr und Herbst ist eine Staffel, also als Lückenfüller zwischen Winter- und Sommersaison, zu hören. Sie bietet damit der Gesellschaft die Möglichkeit an, die Athletinnen kennen zu lernen. So bereitet sie über den Sommer die nächste Staffel vor und nimmt Interviews mit den Sportlerinnen auf. Sie geht auf sie zu, an deren freien Zeitbudgets passt sie sich flexibel an.
„Ich führe möglichst nur persönliche Gespräche, weil es für die gute Gesprächsatmosphäre entscheidend ist“,
sagte Leder.
Katharina Leder bevorzugt zwar persönliche Interviewgespräche, aber gelegentlich ist auch ein Online-Interview unausweichlich zu machen. So zum Beispiel interviewte sie vor der letzten Eishockey-WM 2024 die österreichische Eishockey-Kapitänin Anna Meixner online. Sie spielt auch als Legionärin in Schweden, das bekanntlich nicht so schnell von Wien aus erreichbar ist.
Momentaufnahmen von Sportlerinnen
Die erste Staffel beinhaltet neun Folgen, die mit der Rennrodlerin Selina Eagle begann und mit der Paracyclerin Elisabeth Egger endete. Es sind Momentaufnahmen, wie es den Sportlerinnen aktuell geht und was sie machen. Altersmäßig wie auch regional von Wien bis Vorarlberg bittet Katharina Leder möglichst vielfältig die Athletinnen vor das Mikrofon.
„Super happy war beispielsweise auch die Wildwasserkanutin Wolffhardt, die damit eine mediale Bühne bekommen hat“,
sagte Leder.
Die Athletinnen sind selbst in Weltcups, Staatsmeister:innenschaften oder Europa- und Weltmeister:innenschaften immer noch nicht selbstverständlich medial gleichgestellt, sagte Leder.
Randsportarten priorisieren
„Der Randsport ist der größere Part, alles was nicht so Mainstream ist, der in meinen Podcasts vorkommt. So zum Beispiel auch Wildwasserkanufahren oder Rodeln im Winter“,
sagte die Betreiberin der Frauensport-Podcasts Katharina Leder.
Die Sportarten seien zwischen Haupt- und Randsportarten gesellschaftlich so besser einzuordnen, sagte Leder. Diese große sportliche Vielfalt präsentiert auch bei den Podcasts medial weniger bekannte Sportarten vielfältig sichtbar. Auch Kinder können mal andere Sportarten ausprobieren. Fußball, Skisport und Tennis sind generell Hauptsportarten, was das allgemeine Sportverständnis in Österreich betrifft, weil sie medial sichtbarer sind.
Eigene Ballsport-Staffel ist noch in Planung
Die Fußballerinnen sind allerdings noch nicht in ihren Podcasts vorgekommen. Denn ihre erste Staffel hatte das Thema „Speed“. „Fußball oder Ballsport habe ich hier nicht vorrangig eingeordnet, daher sind auch noch keine Fußballerinnen im Podcast vorgekommen“, sagte Leder. In weiterer Folge überlegt sie eine zukünftige eigene Ballsport-Staffel. Der Biologismus vs. Geschlechtergerechtigkeit in der sportlichen Leistung ist dabei sicherlich auch ein spannendes Diskussionsthema.
Ist der Biologismus ein entscheidender Faktor in der Sportleistung zwischen den Geschlechtern bei gleichen Sportarten?
Frauen üben in der Geschichte offiziell noch nicht genau so lange Sport aus, wie Männer. Das hat viel mit der Sorge um das sogenannte schwache Geschlecht zu tun und mit gewissen Annahmen. Der weibliche Körper sei für Sport nicht gemacht. Davon sind wir zum Glück schon weit entfernt. Es wirkt sich dennoch darauf aus, welche Ressourcen und Infrastrukturen den Frauen heutzutage zur Verfügung stehen. Genauso welche Trainingsmöglichkeiten den Frauen in unterschiedlichen Sportarten im Angebot sind, sagte Leder.
Infrastruktur und Daten sind auch entscheidend
„Ist die Infrastruktur gegeben, dann spielt es natürlich auch eine Rolle, ob Frauen im jeweiligen Verein mit Selbstverständlichkeit trainieren können, wie gesprochen und agiert wird“,
sagte Leder weiter.
Dabei sind Professionalität, Vertrauenspersönlichkeit und Möglichkeiten der körperlichen sportlichen Entfaltung, wo sich die Frau wohlfühlt und sich auf den Sport konzentrieren kann, wesentliche Faktoren“,
sagte die Sportmanagerin.
Auch die Datenlage spielt eine wesentliche Rolle für geschlechtergerechte sportliche Leistung, wie der weibliche Körper am idealsten zu trainieren ist.
„Wir sind noch lange nicht da, das gesamte Potential ausgeschöpft zu haben. Denn zu meinen Studienzeiten haben sich erst zwei Prozent der Studien mit Frauen im Sport, Physiologie der Frauen befasst“,
sagte die Sportwissenschaftlerin.
Die wissenschaftliche Lage ist für Katharina Leder auch relevant zu erachten. Damit Frauen im Sport ebenfalls ein ideales Umfeld bekommen, und sie sich beim Ausüben ihres Sports halten können.
Gleiche Wertschätzung und Anerkennung von Frauen im Sport
Daher sei für die Sportwissenschaftlerin auch ein direkter Vergleich zwischen den beiden Geschlechtern bei der sportlichen Leistung nicht möglich. Denn die notwendigen erwähnten Voraussetzungen sind dafür noch nicht gegeben, sagte Leder. Es gehe vor allem um die gleiche Wertschätzung und Anerkennung von Frauen wie Männer im Sport. Frauen spielen im Sport vielleicht anders, aber nicht schlechter.
„Es sind zwei verschiedene Spiele, das eine ist mehr taktischer, das andere vielleicht schneller, aber beides hat ihren Reiz, es anzusehen“,
sagte Leder.
Die Medienberichterstattung spielt dabei auch eine große Rolle. So stellen sich die Fragen:
- Wer berichtet oder kommentiert?
- Wie sachlich und spannend sind die die Männer- und Frauenspiele bzw. –Wettkämpfe unterschiedlich thematisiert.
- Auch die Infrastruktur und Vermarktung sind hierbei wesentlich zu beachten, ob eine oder fünf Kameras das jeweilige Spiel dokumentieren.
Annäherung ist gegeben
„Es geht letztlich nicht um die gleiche Intensität, sondern Sport ist etwas sehr Individuelles. Jeder Körper ist anders, auch zwischen den einzelnen männlichen Körpern gibt es Unterschiede. Dabei geht es auch darum, wie rede ich mit den Kindern, wie motiviere ich sie und wie bin ich sozialisiert. Nimmt ein Mädchen, das auf den Trainingsplatz kommt, den Trainingsraum selbstverständlich ein oder nimmt sie sich zurück, weil ihr gesagt wurde, dass beispielsweise die Burschen sich austoben müssen. Es spielt auch eine Rolle, wie ich ermutigt werde an meine Grenzen zu gehen, etwas Neues auszuprobieren oder auch in einer Kontaktsportart sich zu trauen wirklich drauf zu gehen. Aber, wenn wir es schaffen, überall die gleichen Möglichkeiten zu schaffen, dann haben Mädchen auch die Chance ihr volles Potenzial zu entfalten“,
sagte Leder.
PARA-Sport medial sichtbarer machen
Für Katharina Leder ist es auch wichtig den PARA-Sport sichtbar zu machen. Sie möchte damit auch Sportlerinnen im Rollstuhl ermutigen ihren Sport auszuüben. Das reicht von den Weltcups der Para-Olympischen Spiele 2024 in Paris bis hin zum Weltrekordversuch der Handbikerin Svetlana Moshkovich,. Die 40-jährige Handbikerin Svetlana Moshkovich ist dadurch auch aufgeblüht und gestärkt. Sie plant bei den Para-Olympischen-Spielen 2024 teilzunehmen. Es wird in der Folge mehr über die Handbikerin Svetlana Moshkovich in als eigenes Frauensport-Porträt auf Vero Sportnews zu lesen.
Die Para-Olympischen Spiele werden unmittelbar nach den Olympischen Spielen, Ende August bis Anfang September 2024, in Paris ausgetragen. Es ist allerdings noch nicht fix, wieviel Plätze die Österreicherinnen für die zwei Para-Handbike-Plätze bekommen. Aber auch hier geht es einmal mehr darum, die Para-Athletinnen bei den Olympischen Spielen medial sichtbarer zu machen.
Zukunftsplanung für die Herbst-Staffel
Das Thema für die Herbst-Staffel 2024 im strong & SEEN-Sportlerinnen im Spotlight hat Katharina Leder noch nicht festgesetzt. Aber die Vielfalt an Sportarten, die Frauen ausüben, möchte sie damit abdecken.
Zeit, Ausdauer und feministisches Engagement
Für eine notwendige flächendeckende vielfältige Gleichstellung der Geschlechter im Sport ist noch viel zu tun. Dafür braucht es auch viel Zeit, Ausdauer und feministisches Engagement, um Frauen im Sport medial endlich gleichgestellt sichtbar machen.
Bildquelle: StrongAndSeen-12SPEED, Fotocredit: Markus Frühmann, sowie LeMove_Katharina Leder, Fotocredit: Manuel Kurz