Wir wollen den Schwung mitnehmen

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erstmals veröffentlicht: Mai 2017, print-Fußballmagazin Ballesterer

Die Frauen des SKN St. Pölten haben ihren Titel in der Bundesliga erneut verteidigt.
Dem sportlichen Erfolg steht jedoch das weiterhin geringe Interesse der Zuschauer*innen gegenüber. Die Spielerinnen hoffen auf den EM-Effekt.

Rückrundenstart der Frauen-Bundesliga in Sankt Pölten, es geht an diesem Sonntagnachmittag Mitte März gegen den SK Sturm. Nominell ist das Duell der Tabellenersten gegen die Drittplatzierten aus Graz ein Spitzenspiel, doch zur Halbzeit steht es bereits 4:0 für die Sankt Pöltnerinnen. In der zweiten Halbzeit können die Grazerinnen zumindest ein Anschlusstor erzielen, am Ende heißt es 5:1. Gespielt wird vor nur 50 Zuschauer*innen auf dem Kunstrasen neben der NV Arena, Nudelsalat und Kuchen in der Pause trösten über das kühle und nasse Wetter hinweg. Der anhaltende Regen ist auch für die Verlegung auf den Trainingsplatz verantwortlich, der Rasen im Stadion soll nicht ruiniert werden.

ballesterer: Vor der WM 2015 in Kanada haben Spielerinnen aus den USA laut gegen den verwendeten Kunstrasen protestiert. Sie haben heute auch auf Kunstrasen gespielt. Macht das Probleme?

Jasmin Eder: Nein, das ist uns sogar zugutegekommen. Schließlich trainieren und spielen wir im Winter immer auf diesem Belag. Wir sind die Platzverhältnisse also gewohnt, zudem war der Naturrasen wegen des Regens diesmal auch gar nicht zu bespielen.

Jasmin Krejc, wie war es für Sie als Torfrau heute? Sie sind ja nicht so intensiv gefordert worden?

Jasmin Krejc: Ja, dadurch, dass wir verstärkt in der Offensive gespielt haben, war für mich weniger zu tun. Aber natürlich muss ich ständig präsent sein. Es ist allerdings nicht immer so einfach, vor allem bei regnerischem und windigem Wetter wie heute, sich warm zu halten.

Sie führen die Tabelle souverän an. Denken Sie schon an die nächste Champions League?

Eder: Das war sicher ein sehr wichtiger Schritt für die weitere Meisterschaft. Noch denken wir aber gar nicht an die Champions League. Jetzt geht es einmal darum, den Titel zu gewinnen – und im Cup sind wir auch noch dabei. Im Herbst können wir uns dann vielleicht auch mit der Champions League befassen. Wobei wir da auch erst einmal die Qualifikation überstehen müssen.

Gibt es ein Duell, das Sie besonders gerne spielen? Oder das besonders unangenehm ist?

Viktoria Pinther: Als besonders unangenehm fällt mir derzeit kein Spiel ein. In der Liga zählen sicher die Partien gegen Sturm und Neulengbach zu den wichtigsten. Beim Nationalteam ist es einfach immer etwas Besonderes.

Heute waren nur 50 Zuschauer hier. Ist das frustrierend?

Pinther: Natürlich wäre es schön, wenn mehr Leute kommen würden. Das Problem gibt es aber nicht nur in Österreich. Als wir mit dem Nationalteam in Israel gespielt haben, war auch nur eine Handvoll Fans im Stadion. In Deutschland ist es anders, da kommen selbst bei Spielen von kleineren Klubs mehr Zuschauer.

Was bedeutet es Ihnen, professionell spielen zu können?

Eder: Sehr viel. Auch wenn wir bei Weitem noch nicht so viel bezahlt bekommen wie unsere männlichen Kollegen. Dabei investieren wir zumindest genauso viel Zeit und Aufwand in den Fußball, unsere ganze Freizeit und Leidenschaft steckt da drinnen.

Wie oft in der Woche trainieren Sie?

Eder: Während der Liga haben wir etwa sechsmal wöchentlich Training. Unter der Woche trainieren wir an zwei Vormittagen und vier Nachmittagen, und am Wochenende spielen wir dann unsere Wettkämpfe.

Krejc: Ich kann aber zum Beispiel nicht an allen Trainings teilnehmen, weil ich 40 Stunden pro Woche arbeite.

Eder: So geht es leider mehreren im Team, einige müssen arbeiten, andere studieren. Am leichtesten ist es für diejenigen, die das Internat im Nationalen Frauenfußballzentrum des ÖFB besuchen. Sie können regelmäßig am Training teilnehmen.

Wollen Sie längerfristig vom professionellen Fußball leben?

Eder: Jedenfalls streben wir dieses Ziel an. Der Profifußball sollte auch bei den Frauen als Vollzeitbroterwerb ausreichen. Aber dafür braucht es mehr Medienpräsenz, mehr Sponsoren und Förderungen und bessere Strukturen. Es muss einfach noch viel passieren, vor allem in der Breite. Für einen stärkeren Nachwuchs müssen wir mehr Mädels mobilisieren. Dadurch kann ein größerer Konkurrenzkampf entstehen, durch den wiederum das Niveau der einzelnen Spielerinnen steigt. Dann werden die Spiele auch für das Publikum interessanter. Wir haben uns nun erstmals für ein Großereignis qualifiziert, diesen Schwung müssen wir mitnehmen. Dann steigt vielleicht auch das mediale Interesse.

Welche Chancen sehen Sie für das österreichische Team bei der EM?

Eder: Wir sind in unserer Gruppe mit Frankreich, Island und der Schweiz der klare Underdog. Aber wir haben interne Ziele, sogenannte Prozessziele, definiert: Wir wollen einfach gute Spiele hinlegen. Wir müssen bei jedem Gruppenspiel alles geben, dann werden wir sehen, was dabei herauskommt. Wenn uns das gelingt, folgt auch der Rest.

Jasmin Krejc (25) spielt seit 2010 im Tor des SKN St. Pölten, Stürmerin Viktoria Pinther (18) ist seit 2015 im Verein, Kapitänin Jasmin Eder (24) seit 2013. Die beiden Feldspielerinnen standen zuletzt auch im Kaderdes Nationalteams und können sich Hoffnungen auf einen EM-Einsatz machen.
Bildquellen: master1305/Adobe Stock, Wolfgang Wallner

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