Besser Körbe werfen, als Körbe bekommen

Datum:

erstmals erschienen: 01 - 2019, in Lambda, Vereinszeitung der HOSI-Wien

„,Ich mag Ballsport, ich bin groß, und ich bin lesbisch, das alles zusammen ergibt Basketball bei Aufschlag“, sagt Sophie, die über eine Dating-Plattform eingeladen wurde beim Basketball mitzuspielen. Mit ihrer Körpergröße von einem Meter achtzig bevorzuge sie ihre Spielposition unter dem Basketballkorb. Jedoch nicht alle müssen besonders groß sein, oder nehmen eine bestimmte Spielposition beim Basketballsport ein. Es gibt auch Spielerinnen, die kleiner als Sophie sind und dennoch sehr gut spielen, weil sie schnell und wendig in ihrer Körperbewegung sind und die Gegenspielerinnen gut austricksen können. Andrea habe bereits vor mehr als fünfzehn Jahren eine der Gründerinnen der Basketballgruppe kontaktiert, um Basketball zu spielen. Sie habe keine bevorzugte Position auf dem Spielfeld, aber sie laufe gerne und versuche möglichst viele Körbe zu machen, sagt sie. 

Beide Frauen, Andrea und Sophie, sind bereits als Fußballerinnen den Ballsport gewohnt und haben ein gutes Ballgefühl, was ja auch für den Basketballsport wichtig ist. Gemeinsam koordinieren sie seit zwei Jahren die Frauen*Basketballgruppe, die schon seit vier Jahren im Sportverein Aufschlag integriert ist. „Wir sind eine Gruppe lesbischer Frauen*, die sich einmal wöchentlich zum gemeinsamen Basketballspielen trifft“ sagen die beiden Koordinatorinnen. 

Die Angehörigen des Vereins setzen sich für ein gutes Wohlbefinden von LGBTIQ*-, also lesbisch, schwulen, bi-, trans-, inter- und queeren, Personen im Sport ein, damit sie auch im Teamsport gleichgestellt akzeptiert und respektiert sind. Sie wirken dem diskriminierenden homophoben Verhalten der Gesellschaftspolitik im Sport entgegen. Mit einem kleinen Beitrag im Semester zahlen die Basketballerinnen ihre Mitgliedschaft, um den Service und die Angebote des Vereins zu unterstützen. Neue Mitspielerinnen können die ersten drei Spielabende kostenlos nutzen, um den Basketballsport und das Team kennenzulernen. Derzeit spielen vor allem lesbische Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren bei Aufschlag Basketball. Jedoch bestimmte Vorkenntnisse werden hier genauso wenig vorausgesetzt wie die sexuelle Orientierung. So seien alle Frauen, egal welchem Geschlecht oder welcher geschlechtlichen Identität sie sich zugehörig fühlen, genauso willkommen bei Aufschlag Basketball zu spielen, sagen die beiden Koordinatorinnen, die diese Sportart mit verschiedenen Arm-, Bein- und Streckbewegungen als schön und abwechslungsreich erleben.

„Auch die Gefahr sich zu verletzen ist nicht so groß wie beim Fußballspiel, daher bleibe ich bei den Basketballerinnen“ sagt Andrea, „allerdings die Frauen*Basketballgruppe ist von Anfang an von einem hohen Wechsel der Zu- und Abgänge der Spielerinnen geprägt, was wohl alters- und berufsbedingt verursacht ist“.

Bei den Basketballerinnen von Aufschlag gibt es kein eigenes Techniktraining, keine Trainerin und keine aktuelle Anfrage an Turnierspielen mitzumachen, obwohl sie vor einigen Jahren schon einmal angefragt wurden bei den sogenannten Gay Games teilzunehmen. Gay Games ist eine Sportveranstaltung, die seit 1982 alle vier Jahre stattfindet und den Olympischen Spielen für homosexuelle TeilnehmerInnen, aber ohne Teilnahmebeschränkungen und ohne Qualifikation, entspricht. Einige Basketballerinnen waren schon interessiert daran teilzunehmen, aber wegen den fehlenden zeitlichen und personellen Ressourcen, ein passendes Training dafür zu optimieren, hatten sie damals abgelehnt. Aber auch die nächste Sportveranstaltung der Gay Games kommt bestimmt, und vielleicht dann auch eine mögliche Chance als Frauen*Basketball-Team teilzunehmen.

Derzeit sind in Wien die Hobby-Basketballteams der Frauen auch nicht so zahlreich sichtbar, um Turnier- oder Trainingsspiele der Amateurinnen mit anderen Teams zu ermöglichen, aber vielleicht folgt demnächst eine Gelegenheit dazu.

Wie bei jeder Sportart gibt es auch beim Basketballsport Spielregeln, die aber sehr unterschiedlich in der Halle und im Freien, wo oft nur auf einen Korb gespielt wird, ausgelegt sind. Für die Amateurinnen des Basketballsports ist es auch wichtiger zu spielen, als die genauen Spielregeln zu kennen, wobei Grundsätzliches schon beachtet wird. Beispielsweise wird nur mit einer Hand gedribbelt und mit dem Ball in der Hand dürfen keine Schritte gemacht und andere Mitspielerinnen nicht gefoult werden. Nur im Augenblick des Wurfes ist es nicht erlaubt die Gegenspielerin zu berühren. Gute Würfe in den Korb des gegnerischen Teams bringen Punkte. Das Team mit der höheren Punktezahl gewinnt.

Während die Basketballerinnen im professionellen Sport mit fünf gegen fünf Spielerinnen pro Team aufgestellt sind, spielen die Aufschlag- Basketballerinnen meistens zu acht, oder zu sechst. „Ja, ein Basketballspiel ist auch mit weniger Spielerinnen möglich“, sagt Sophie, die sich über ein zustande gekommenes Spiel mit sogar fünf gegen fünf pro Team sehr gefreut hat. Aber bei einem Basketballspiel ermöglichen auch die einzelnen Aktionen, wie gute Passspiele, ein erfreuliches Zusammenspiel, sagt Andrea. Die Basketballerinnen von Aufschlag spielen jeden Dienstag- und Donnerstagabend, außer an Feiertagen, in Wien, in der Nähe der U-Bahn-Stationen Floridsdorf bzw Spittelau. Dort befinden sich sowohl die, vom Verein Aufschlag angemietete, Spielstätten im Freien mit Flutlichtanlage wie auch in der Turnhalle, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind. „Wir spielen Basketball wegen der Freude an der Bewegung und auf Hobbyniveau“ sagt Sophie.

Mehr Informationen und Kontakt:
Frauen*Basketballgruppe des Sportvereins Aufschlag

Bei den EuroGames 2023 in Bern, Schweiz wird eine kleine Gruppe der Basketballspielerinnen live aktiv mitspielen: Alles über Die Österreichische Generalprobe bei der EuroGames 2023

Bildquellen: Adobe Stock / Stephen Baker/unsplash

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