Vom zweiten bis sechsten August 2023 hat die diesjährige Beachvolleyball-EM in Wien stattgefunden.
Ein Beitrag von: Janika Sörensen, Sportverein Vienna´s Queer Melange
Vienna’s Queer Melange zu Gast bei der Beachvolleyball-EM
Vienna’s Queer Melange war am Mittwoch, den zweiten August 2023, zu Gast bei der Beachvolleyball-EM. An diesem Tag fanden die Vorrundenspiele der Frauen statt und wir konnten in der Red Bull Arena bei bestem Sommerwetter insgesamt sieben Paarungen verfolgen. Alle Spiele waren wie erwartet auf einem hohen Niveau, sodass jede von uns garantiert im ein oder anderen Moment den „Wenn ich so spielen könnte…“-Gedanken hatte. Wegen des hohen Skill-Levels der Spielerinnen war auch der starke, böige Wind kaum merklich, sagte Janika Sörensen vom Sportverein Vienna´s Queer Melange.
Ausgezeichnete Angriffe mit Auge und Spielintelligenz
Besonders die beiden Mitte-Zwanzig-jährigen Österreicherinnen Dorina und Ronja Klinger, die Medaillengewinnerinnen auf der World Tour, Vize-Staatsmeisterinnen und das jüngste Team im Beachvolleyball-Nationalteam sind, machten in ihrem ersten Spiel eine ausgezeichnete Figur. Angriffe mit Auge und Spielintelligenz und die Bereitschaft zum Sand fressen ließen den gegnerischen Schweizerinnen Menia Bentele und Anna Lutz keine Chancen. Ein kurzer Prozess mit 2:0 war das Resultat. Doch im letzten Spiel des Tages, ihrem zweiten, konnten beide nicht zu ihrer ursprünglichen Leistung zurückfinden und unterlagen vor allem durch Eigenfehler knapp den Schweizerinnen Esmée Böbner und Zoé Vergé-Dépré 2:1.
Gute angeheizte Stimmung
Die Stimmung in der Red Bull Arena war von Anfang an gut und wurde durch die Animation des Stadionsprechers und ballermanartige Musik-Einspieler weiter angeheizt. Zu klären bleibt die Frage, welchen Beitrag zum Sport die auf den Rändern der Arena positionierten tanzenden Cheerleaderinnen hatten, sagte Sörensen weiters.
Kein Einverständnis für aktuelle Bekleidungsvorschriften für Frauen
Jedoch die Werbeplakate, die in der Stadt Wien überall zu sehen sind, lassen aufhorchen über vorhandene sexistische und herabwürdigende Bekleidungsvorschriften im Frauensport, was so manche Feminist*innen verärgert. So fragen sie sich, warum nicht auch Männer knappe enganliegende Höschen tragen müssen. Auch eine britische Studie besagt, dass solche Bekleidungsvorschriften viele Mädchen vom Sport abhalte. Aber was denken und sagen aktive Beachvolleyballer*innen darüber?
„Wir als Vienna’s Queer Melange, ein Verein, der queeres Leben im Sport sichtbar und erfahrbar macht, sind nicht einverstanden mit dem kleidungstechnischen Druck, der auf weiblichen Beachvolleyballerinnen lastet“.
sagte Janika Sörensen vom Sportverein Vienna´s Queer Melange
FIVB, Internationaler Volleyballverband, beschließt in unregelmäßigen Abständen Regeländerungen und nimmt textliche Korrekturen vor
Auch wenn die offiziellen FIVB-Regeln 2012 gelockert wurden (statt knappen Bikini-Hosen sind nun längere Modelle möglich), wählt kaum ein Team die bedeckendere Option. Das mag zum einen an persönlichen Vorlieben liegen. So fühle die deutsche Olympiasiegerin Laura Ludwig sich wohl im Sport-Bikini – das sei ihre sogenannte Arbeitskleidung. Doch Karla Borger (DE) erzählt, wie der Verband selbst bei kalten Temperaturen darauf gepocht habe, die Siegerinnenehrung im Bikini durchzuführen – denn sex sells, sagte Janika Sörensen vom Sportverein Vienna´s Queer Melange.
Zwischen die Beine fotografieren
Auch die Österreicherinnen Schützenhöfer und Plesiutschnig berichten, dass Fotografen ihnen „zwischen die Beine fotografieren“ oder dass im Fernsehen der Zoom oft auf Hintern oder Brüste gehe, sagte Sörensen. Diese Spielart des Kapitalismus ist besonders perfide, denn hier wird mit dem Körper der Spielerinnen Geld gemacht – ohne deren Einverständnis, denn die Frauen stehen auf dem Feld, um ihre Fähigkeiten zu beweisen, nicht um ihren Hintern zu zeigen. Das kann so nicht weitergehen!
Frei von patriarchalen Zwängen: am wohlsten fühlen
„Alle Personen sollen frei von patriarchalen Zwängen entscheiden können, in welcher Kleidung sie sich am wohlsten fühlen und die beste sportliche Leistung bringen können. Dafür braucht es auch eine Veränderung in den sie umgebenden Strukturen: Trainerinnen und Funktionärinnen müssen die Sportlerinnen über ihre Rechte informieren und sie empowern, diese durchzusetzen,“
fordern die Spieler*innen des Sportvereins Vienna´s Queer Melange.
Strukturen aufbrechen: Sport zum sicheren Raum für jeden Menschen machen
Besonders queere und FLINTA- (Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender) Personen sind in jedem Lebensbereich struktureller Diskriminierung ausgesetzt. Im Sport ist das nicht anders. Wir als queerer Verein möchten diese Strukturen aufbrechen, um dazu beizutragen, den Sport zum sicheren Raum für jeden Menschen zu machen. Dazu gehört auch, dass jede*r so zum Training, Turnieren und sonstigen Veranstaltungen kommen kann, wie die Person sich wohl fühlt. So gibt es keine Kleidungsvorschriften in dem Sinne, jedoch sollte darauf geachtet werden, dass das Gewand keine Verletzungsrisiken birgt, sagte Janika Sörensen abschließend.
Bildquelle: Anita Ziegler